26.08.2019
Draußen
Das Schreien, das Rufen nach mehr, schneller, weiter.
Nichts bleibt, wenn ich die Ohren schließe, außer
Einem fernen Dröhnen.
Atme freier ohne euch. Ohne
Das Gedränge, weil alle es sehen wollen. Müssen.
Blut verschmierte Schlieren auf dem Asphalt, außer
Das Handy bleibt aus Anstand aus.
Verharre fern von euch. Ohne
Dass ich etwas vermisse, was ihr mir jetzt geben könntet.
Außerhalb eurer Blicke, die einen ständig fragen. Außer
Man ist schon die Antwort.
Ich finde Frieden. Ohne euch.
Der Bach ruht, keine lachende Stimme, die gurgelnd
Das Wasser mit sich trägt. Eine Handvoll Blasen nur,
Die gluckernd platzen. Und ich weiß, es wird Zeit. Außer
Ich verliere mich heute in dem kreisrunden Spiegelbild
10.08.2019
Tick Tock
In demselben Moment verstehst Du plötzlich
die Unausweichlichkeit der Zeit - alles fließt und alles ist endlich.
Tick Tock. In demselben Beat streicht der Zeiger lautlos und
unsichtbar weiter, nichts hält ihn auf und mit jeder
Sekunde bewegt sich alles Sein. Ein Schritt weiter, unsichtbar
für einen Blick quer durch die Galaxie, zum Tode
verdammt durch die eigenen Augen. Kommen und Gehen in
einer millionenfach besetzten Sinfonie, die ebenfalls
Unausweichlich enden wird. Tick Tock mit dem Taktstock
bis der Hall als letzter Ton in der Dunkelheit endet.
Die Frage ist, wie Du schwingen wirst auf Deinem Weg.
Tick Tock.
Wind in den Segeln
Tja, und jetzt 9 Jahre sitz ich wieder unter den ächzenden Segeln des Baumschiffs. Es lag lange auf Reede, später fest vertäut und seine mächtigen Masten waren kahl gen Himmel gerichtet. Die Welt hat sich weitergedreht – vor der Festung Europa ertrinken Menschen, kalte Krieger rüsten wieder auf und in den Parlamenten finden sich Koalitionen immer schwerer, stattdessen haben Wutbürger und andere Angsthasen keine kritische „Distanz mehr zur Kritik", schauen Gaffer in jede offene Wunde auf der Bundesautobahn und Mietpreise explodieren wie verspätete Blindgänger und Munitionsfabriken in Russland. Und mittendrin ich – kein Pyronaut mehr, und schon gar nicht mehr jung. Die Jurte des Baumschiffkollektivs ist nur noch eine ferne Erinnerung. Nomaden, die weiterzogen, sich verloren auf einem Weg, den keiner von uns sich damals vorstellen wollte.
Vielleicht wird es Zeit für eine weitere Reise.